Erschienen: Special Issue zum Thema „Studentische Partizipation“ der ZfHE 

Über das Jahr 2024 hat meine Kolleg*innen Peter Tremp (PH Luzern, Schweiz), Mandy Schiefner-Rohs (RPTU Kaiserslautern-Landau) und mich die Arbeit an einem Special Issue zum Thema „Studentische Partizipation“ für die Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZfHE) begleitet. Aufgrund sehr vieler Einreichungen wurde die Ausgabe geradezu zur Gemeinschaftsaufgabe und nicht zuletzt zur gemeinsamen Kraftanstrengung, die zuerst mit der Sichtung vieler Einreichungen begann, ihren Weg nahm über einen umfangreichen Begutachtungsprozess bis zur Heftform, die nun digital ebenso wie „gedruckt“ zugänglich ist. 

Inhaltlich interessant ist, wie studentische Partizipation in den jeweiligen Beiträgen hergeleitet und wie auch nach empirischen Zugängen zu Fragen von Partizipation an Hochschule gesucht wird. Interessant ist auch, wie Hochschulen als Organisation verhandelt werden und welche Rolle relationale Modelle von Organisation im handlungspraktischen Tun spielen. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich bezüglich praxistheoretischer Theorie-/Modellbildung rund um die Governance im Hochschulwesen (für einen Überblick über Education(al) Governance auch Langer & Brüsemeister, 2019) noch Leerstellen ausmache. 

Meinen Dank möchte ich allen Beteiligten aussprechen, der die vielen Autor*innen, die leider nicht zum Zuge kamen, sowie alle Gutachtende, die sich aufgrund des doppelt-blinden Begutachtungsverfahrens nicht nennen lassen, einschließt. 

Gern nutze ich schließlich die Gelegenheit, die aktuelle Ausgabe der ZfHE hier zu verlinken.

Studentische Partizipation

So früh habe ich vermutlich noch nie einen Call for Papers (mit) auf den Weg gebracht – und nicht zuletzt deswegen hoffe ich darauf, dass die viele Zeit, die nun interessierten Beitragenden zur Verfügung stehen wird, möglichst auch zu vielen Einreichungen führen wird 😆.

ZfHE 19/3 | Studentische Partizipation (hrsg. von Peter Tremp, Mandy Schiefner-Rohs und mir) | Aus dem Themenschwerpunkt:

„In seinen „Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre“ plädiert der deutsche Wissenschaftsrat u. a. für „Austausch- und Partizipationsformate für eine aktive Mitgestaltung“ (S. 49). Studierende „sollten als verantwortungsvolle Mitgestalterinnen und Mitgestalter ihrer Lernprozesse in die Planung und Qualitätsbewertung von Studienangeboten eingebunden werden und sich auch aktiv daran beteiligen“ (S. 50). Notwendig dafür sei beispielsweise, strukturelle Hürden für studentisches Engagement abzubauen oder gezielt über die Möglichkeiten und über den Mehrwert des studentischen Engagements zu informieren (S. 51–52). Partizipation, so gesehen, würde sich heute vor allem auf Aspekte der Mitgestaltung von Lehre beziehen. Dies wiederum erinnert vor allem an den lateinischen Begriff der universitas magistrorum et scholarium, an das Bild der Universitas als Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden, also an die vorneuzeitliche, sich selbst verwaltende Gemeinschaft von Lehrenden und Scholaren. Und es erinnert beispielsweise an Diskussionen und Aushandlungsprozesse der Hochschulreformen in den 1960er- bzw. 1970er-Jahren. Und nicht zuletzt präsentiert „Aktive Mitgestaltung“ ein Konzept, das in zentralen Punkten der heute oft bemühten Metapher der „Studierenden als Kund:innen“ und der Lehre als Dienstleistung entgegentritt und in der englischsprachigen Diskussion im Postulat „Students as partners“ zusammengefasst wird. So verstandene Partizipation an Bildung und Hochschule, aber auch am Studium selbst rückt aktuell wieder mehr ins Bewusstsein: Gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen (z. B. die Corona-Krise, Care-/Arbeits-Verpflichtungen) führen beispielsweise vor Augen, dass studentische Partizipation voraussetzungsvoll ist, wenn Interaktionen ausbleiben, wenn Studierende vermehrt zu Hause leben und/oder an Universität und Hochschule auch aus sozioökonomischen Gründen nicht mehr so teilhaben, wie es in einem Konzept akademischer Bildung vorgesehen war bzw. ist.

Angesichts dieser unterschiedlichen Zugänge zum Thema studentischer Partizipation interessieren uns mehrere Fragen, so etwa: Wie konkretisiert sich eine Partnerschaft zwischen Studierenden und Lehrenden, die sich in bildungs- und wissenschaftspolitischen Dokumenten meistens als Zusammenspiel von Dozierenden und Studierenden versteht? Wird Partizipation hier als Beteiligung an Forschungsprojekten oder in der Gestaltung der Hochschule in den damit verbundenen Gremien verbunden? Und insbesondere: Wie gestaltet sich studentische Partizipation in der Lehre? Erste Formen kommen einem rasch in den Sinn: Etwa, wenn Studierende Referate halten und dabei zwischenzeitlich die Rolle als Lehrende einnehmen. Oder wenn Studierende als Tutor:innen tätig sind, wenn Studierende hier und dort auch Lehrinhalte und/oder -methoden wählen können oder in so gesehen formativen Lehrevaluationsformen eingebunden werden. Wie lassen sich solche Partnerschaften aber systematisieren? Welcher Mehrwert (und für wen) ist damit verbunden? Wie wird Beteiligung realisiert und welche Adressierungen und Machtverhältnisse werden implizit verstärkt? Und: Geht es wirklich um Partizipation oder liegen nicht oftmals pseudo-partizipative Bedingungen vor, über die Studierende zwar formal beteiligt, dann aber doch nicht erst genommen werden? Was sagen Studierende selbst dazu und sehen sie Optionen für eine Teilhabe an Hochschulen? [weiterlesen]“